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Space Shuttle - STS 115 (116) - Atlantis (027)  

STS 115
(ISS AF-12A)

ISS Montageflug 12A:
Ausbau der Hauptgitterstruktur auf der Backbordseite mit den inneren Solarpanelen.


» Daten:
Start:  09. Sep. 2006, 15:14 GMT
Ziele:  Außenbordmanöver: 12. Sep. 2006, 09:17 GMT
Außenbordmanöver: 13. Sep. 2006, 09:05 GMT
Außenbordmanöver: 15. Sep. 2006, 10:00 GMT
Ende:  21. Sep. 2006, 10:22 GMT
Landung (Erde)
» Crew:  Jett, Ferguson, Tanner, Burbank, Stefanyshyn-Piper, MacLean
» Nutzlast:  ITS P3/P4, SARJ

Bild vergrößernTanner und Stefanyshyn-Piper bei Übungen in der virtuellen Realität zur Vorbereitung der Mission
©NASA

Zu den Aufgaben der Mission STS 115 zählten: Montage des Backbord-Drehgelenks Alpha ITS P3 (Integrated Truss Structure Port 3) am Backbordträger ITS P1, der bereits mit einem Radiator für das Kühlsystem bestückt ist. Mit Hilfe des Drehgelenks und spezieller Geräte, die ebenfalls auf dem Träger montiert sind, können die Solarpanele nach der Sonne ausgerichtet werden, um so viel Elektroenergie wie möglich erzeugen zu können. Das Drehgelenk wurde gemeinsam mit den näher an der Station befindlichen inneren Backbord-Solarpanelen ITS P4 zur ISS geliefert. Diese liefern der Station unter optimalen Bedingungen bis zu 19 Kilowatt (kW) Gleichstrom. Optimale Bedingungen werden erreicht, indem der Träger mit Hilfe des Alpha-Drehgelenks gedreht wird, wodurch die Panele eine langsame Paddelbewegung ausführen, sowie durch die seitliche Drehung der Panele, um eine maximale Sonneneinstrahlung zu gewährleisten. Auf diesem Trägersegment sind auch die Speicherbatterien untergebracht, die die Raumstation mit Elektroenergie versorgen, während sie sich im Erdschatten befindet. Das ist etwa während eines Drittels der Umlaufbahn der Fall.

Der zunächst für den 27. August 2006 geplante Start musste verschoben werden, nachdem ein Tag zuvor ein Blitz in die Startrampe eingeschlagen war. Selbst ein Start im September schien nun zweifelhaft, da sich ein Tropensturm ("Ernesto") Florida näherte. Die Raumfähre war daher sicherheitshalber wieder auf den Weg von der Startrampe in die sichere Montagehalle (VAB) gebracht worden. Glücklicherweise schwächte sich der Sturm ab und zog vorüber ohne große Schäden an der Startrampe zu hinterlassen. Aufgrund günstigerer Wetterprognosen war bereits zuvor entschieden worden, den Start am 6. September zu versuchen und die Raumfähre wieder zur Rampe zu bringen, noch bevor sie das Gebäude erreicht hatte. Dieser Starttermin wurde nach der Wiederaufnahme des Countdowns jedoch wegen technischer Probleme mit der Kühlmittelpumpe in einer der drei Brennstoffzellen erneut zwei Mal verschoben. Am 9. September konnte es dann endlich losgehen, nachdem am es Vortag noch einmal eine Verschiebung aufgrund von Problemen mit einem der ECO-Treibstoffsensoren im Außentank gegeben hatte.

Am 11. September um koppelte das Shuttle um 10:48 GMT an die ISS an. Zuvor hatte die Atlantis in 180 Meter Entfernung einen so genannten "Salto orbitale“ vor der Station duchgeführt. Dabei handelt es sich um eine langsame Drehung um 360° über die Querachse, die es der ISS-Besatzung ermöglichen, hochauflösende Aufnahmen von der Unterseite des Orbiters anzufertigen und eventuelle Schäden an den Hitzeschutzkacheln aufzuspüren.

Bereits drei Stunden nach dem Andocken wurde die Gitterstruktur P3/P4 mit dem Greifarm des Orbiters aus der Nutzlastbucht des Shuttles gehoben und an den ISS-Roboterarm übergeben, wo sie bis zum nächsten Tag verblieb und dann in die Montageposition gebracht wurde. Nachdem die Gitterstruktur in die Halteklammern am P1-Träger eingerastet war, begann das erste Außenbordmanöver dieser Mission, in dessen Verlauf die beiden Astronauten Stefanyshyn-Piper und Tanner in knapp sechseinhalb Stunden die 17 Strom- und Datenkabel zwischen den Auslegern und entfernten Schutzverkleidungen verbanden. Die Arbeiten kamen so zügig voran, dass sie sogar einige der für den nächsten Tag anstehenden EVA-Aufgaben ausführen konnten. Lediglich eine Schraube samt Unterlegscheibe verschwand als Weltraumschrott im All, als Tanner eine Abdeckplatte entfernt und dabei mit dem Schrauber abrutschte.

24 Stunden später begann das zweite Außenbordmanöver, das diesmal von den Astronauten Burbank und MacLean durchgeführt wurde. Beide arbeiteten am neuen Ausleger der Station und bereiteten in sieben Stunden die beiden Solarpaneele auf ihren Einsatz vor. Nachdem sie die Schutzverkleidung und die Transportbefestigungen entfernten, justierten sie den Sonnennachführungsmechanismus (SARJ: Solar Alpha Rotary Joint). Eine der sechs Sicherungsschrauben des SARJ saß allerdings so fest, dass es die gemeinsame Muskelkraft beider Astronauten bedurfte, um sie zu lösen. Auch bei diesen Arbeiten entschwand eine Schraube auf Nimmerwiedersehen im All – glücklicherweise geriet sie nicht in die SARJ-Mechanik, was zum Ausfall dieses Systems hätte führen können.

Am folgenden sechsten Flugtag wurden die Solarzellenflächen entfaltet. Dies geschah schrittweise, um ein Verkanten der Paneele während des Aufklappens zu verhindern. Nachdem zunächst das Backbordmodul bis zur Hälfte ausgefaltet worden war, folgte das Entfalten des Steuerbordpaneels ebenfalls bis zur Hälfte und schließlich in derselben Reihenfolge das vollständige Entrollen der Solarzellenflächen.

Am 15. September, dem siebten Flugtag, verließen die Astronauten Stefanyshyn-Piper und Tanner die ISS durch die Luftschleuse Quest zum dritten Außeneinsatz der Mission. Wie schon bei den EVAs zuvor, kam dabei ein erstmals bei dieser Mission eingesetztes Verfahren zum Einsatz, das die Vorbereitung auf Weltraumausstiege vereinfachen und verkürzen soll. Bislang mussten die Shuttle-Astronauten einige Stunden vor der EVA reinen Sauerstoff bei vermindertem Luftdruck (703 hPa) ein atmeten, bevor sie ihre Raumanzüge anlegten. Bei dem neunen Vorgehen ist dies nicht mehr nötig, da sich die Astronauten am Vorabend der EVA zum Schlafen in die US-Luftschleuse Quest begaben. Während der Nachtruhe wird so der im Gewebe gebundene Stickstoff eliminiert, um der Taucherkrankheit vorzubeugen. Das spart zum einen wertvollen Sauerstoff, da nicht mehr eine ganze Sektion abgeschottet werden muss. Zum anderen spart es natürlich auch Zeit, da die notwendige Vorbereitung fast nebenbei geschieht. Die NASA hat für die neue EVA-Vorbereitung die Bezeichnung "kampieren“ gewählt.

Bei diesem letzten EVA der Mission wurden letzte Arbeiten für die Inbetriebnahme der neuen Solarzellenflächendurchgeführt sowie ein MISSE-Behälter geborgen, der sich am P6-Träger befand. Nachdem der Radiator des Solarmoduls P4 ausgefahren und eine defekte Antenne am S1-Element ersetzt worden war, wurde noch eine zusätzliche Antenne montiert, die die Qualität von den Helmkameras der Astronauten übertragenen Fernsehbilder verbessern soll.

Am 17. September koppelte die Atlantis nach 6 Tagen, 2 Stunden und 2 Minuten von der ISS ab. Bevor sich der Orbiter endgültig von der Station verabschiedete, flog er in 120 Metern Entfernung einmal um die ISS herum, so dass die Besatzung detaillierte Foto- und Videoaufnahmen anfertigen und so das Ergebnis ihrer Arbeit begutachten konnte. Wie bereits zu Beginn des Fluges überprüfte die Besatzung am folgenden zehnten Flugtag erneut das Hitzeschild der Raumfähre mit Hilfe des 15 Meter langen OBSS-Inspektionsarm, der mit dem Robotarm des Shuttles verbunden wurde. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass die Atlantis während ihres Aufenthalts im Orbit nicht von Mikrometeoriten getroffen wurde. Die mehrstündige Prozedur ergab keine Schäden.

Die ursprünglich für den 19. September geplante Rückkehr musste jedoch augrund schlechten Wetters im Landegebiet verschoben werden. Zudem hatte man auf Videoaufnahmen des Shuttles ein mysteriöses Flugobjekt in unmittelbarer Nähe des Orbiters entdeckt, bei dem es sich möglicherweise um Teile handelte, die sich vom Raumschiff gelöst hatten. Um dies auszuschließen wurde am folgenden Tag eine weitere Inspektion mit dem Roberter- und dem Inspektionsarm durchgeführt. Schäden wurden auch dieses Mal keine festgestellt, so dass schließlich das Go für die Landung gegeben werden konnte. Ein NASA-Verantwortlicher erklärte, man habe zwar noch immer nicht die Ursache für die mysteriösen Objekte feststellen können, aber sie würden nicht von einem für den Wiedereintritt wichtigen Gebiet der Fähre stammen. Nach zwölf Tagen in der Umlaufbahn leitete die Besatzung des Orbiters am 21. September die Rückkehr zur Erde ein und landete 52 Minuten vor Sonnenaufgang pünktlich auf der Landebahn 33 des Kennedy Space Centers in Florida.

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» STS 116





 
 
 
 

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22.02.2015

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