Shenzhou 

Shenzhou

Chinas "Langer Marsch" zur bemannten Raumfahrt.


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©Xinhua

Seit den 50er Jahren waren in China Raketen entwickelt worden, deren Nachfolger der Baureihe "Langer Marsch" (Chang Zheng=CZ) beispielsweise kommerzielle Satelliten für Kunden in Europa und den USA in eine Erdumlaufbahn bringen. Der Traum von der Eroberung des Weltraums begann in China bereits Anfang der 70er Jahre, geriet aber in den Wirren der bis 1976 dauernden Kulturrevolution ins Abseits. Basis für die heutigen Pläne für bemannte Missionen ist das "Projekt 921" aus dem Jahr 1992. Auf Grundlage der Technologie der russischen Sojus-Kapsel wurde die chinesische Variante Shenzhou (Göttliches bzw. Heiliges Schiff) gebaut. Mit ihr können sogar bis zu vier Taikonauten ins All fliegen.

Staatspräsident Jiang Zemin erklärte in Interviews, dass China den "festen Willen" habe, durch die bemannte Raumfahrt seine Stellung als Weltmacht zu festigen. Die Nummer Eins in der Weltrangliste nach Einwohnern strebt damit auch technologisch nach einer Spitzenstellung. Dabei kommt der Raumfahrt eine öffentlichkeitswirksame Schlüsselrolle zu, da sie noch immer die spektakulärste Art ist, Fortschritt zu kommunizieren. Einen ähnlichen Effekt hatten auch die Raumfahrtprogramme der Amerikaner und Russen in den 60er Jahren.

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Ursprünglich sollte der erste Taikonaut bereits vor dem Jahrtausendwechsel im All sein. In einem zweiten Schritt war der Bau einer eigenen Raumstation ähnlich der russischen MIR mit 20 Metern Länge geplant, dem in einer dritten Phase die Entwicklung einer chinesischen Variante des Space Shuttles folgen sollte. Dieser Zeitplan zerschlug sich jedoch 1993, als die chinesische Regierung ihren achten und neunten Fünfjahresplan änderte. Die Gelder für die Entwicklung einer durch flüssigen Sauerstoff und Kerosin angetriebenen Rakete wurden in den Bau von neuen Militärmotoren umgeleitet.

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Das "Projekt 921" lag bis 1999 auf Eis. Lediglich die Raumkapsel als erster Teil des Projekts wurde in Angriff genommen. Als Trägersystem dient die weiterentwickelte Rakete CZ-2F, die rund 10 Tonnen Nutzlast in eine Erdumlaufbahn befördern kann. Anlässlich der Parade zum 50. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1999 wurden maßstabsgetreue Modelle der Raketen und des chinesischen Shuttles präsentiert. Pläne für die Raumstation 921-2 wurden ebenfalls weiter verfolgt und auf der Expo 2000 in Hannover als Modell ausgestellt. Doch das Ziel, zum Ende des Millenniums einen Chinesen ins All zu befördern, war nicht mehr erreichbar.

Mit Beginn der unbemannten Shenzhou-Flüge im November 1999 gewann die chinesische Raumfahrt wieder an Fahrt. Der Entwicklungsstand entspricht heute in etwa dem Gemini-Projekt der USA von 1965-66 bzw. den 1961 begonnenen Sojus-Flügen der Sowjetunion. Start und Landungen der Shenzhou finden aufgrund der für die Beobachtungsflotte günstigeren Witterungsverhältnisse für gewöhnlich in den Wintermonaten der nördlichen Hemisphäre statt.

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©FAS

Nach während der Mission Shenzhou 4 kam es zu einem kleinen Eklat, als der Direktor des Raumfahrtbüros in Schanghai, Yuan Jie, in einem Interview mit der chinesischen Zeitung "Jiefang Ribao" den weiteren Terminplan für bemannte Missionen ausplauderte: Der laufende Flug lege eine gute Grundlage für eine bemannte Mission, zumal die Installation der Geräte und vorbereitenden Versuche in der Raumkapsel Shenzhou 5 für den ersten bemannten Flug in die Schlussphase eingetreten seien. Der Flug sei für die zweite Jahreshälfte 2003 geplant. Erstmals vor dem Start der unbemannten Shenzhou 4 hatten chinesische Taikonauten sogar in der Raumkapsel trainiert. Das Wort Taikonauten für die chinesischen Raumfahrer leitet sich übrigens vom chinesischen Wort "Taikong" ab, was soviel bedeutet wie Kosmos oder Universum. Offiziell (und sprachlich richtiger) spricht man in China bei den eigenen Raumfahrern von "Taikongyuan".

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Am 15. Oktober 2003 war es dann endlich soweit. Das Raumschiff Shenzhou 5 beförderte mit Yang Liwei den ersten chinesischen Taikonauten in eine Erdumlaufbahn. Wie früher in den amerikanischen und sowjetischen Raumfahrtprogrammen sind die chinesischen Raumfahrer aus erfahrenen Piloten der Luftwaffe rekrutiert worden. Wang Yongzhi, der Chefingenieur der chinesischen Raumfahrt, hatte bereits im Mai 2002 zugegeben, dass unter Ausschluss der Öffentlichkeit vierzehn Taikonauten ausgebildet würden. Zwei von ihnen trainierten zu diesem Zeitpunkt bereits für einen ersten bemannten Flug im russischen Juri-Gagarin-Kosmonauten-Trainingscenter. Phillip Clark, ein britischer Raumfahrtexperte, verriet sogar ihre Namen: Li Qinlong und Wu Zi. Die übrigen zwölf Taikonauten werden seinen Angaben zufolge in Peking von dem Wissenschaftler Liu Zongying geschult, einem Mitarbeiter der Shanghai Academy of Space Flight Technology.

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©Xinhua

Nach einer Meldung der chinesische Nachrichtenagentur Xinhua erwägt China außer weiteren bemannten Orbitalflügen mittelfristig eine Erkundung des Mondes. Auf einer Raumfahrtkonferenz in Neu Delhi hatte der Vizedirektor der Raumfahrtakademie Guo Baozhu bereits erläutert, dieses Vorhaben werde derzeit geprüft und warte auf eine Billigung der Regierung. Wie der Leiter des chinesischen Mond-Erforschungs-Programms Ouyang Ziyuan erklärte, besitzt China im Prinzip alle Voraussetzungen für eine Mondexpedition. Gegen Ende der Dekade sollen zunächst Mondbasen am Süd- und Nordpol des Erdtrabanten errichtet werden. Dort sollen unbemannte Erkundungs-Roboter nach Rohstoffen suchen, bevor in einer zweiten Phase eine bemannte Mission stattfinden kann.





 
 
 
 
 
 
 


 


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